02.11.2022 |

Meereslagune in Spanien erhält Rechtspersönlichkeit. Ein europäischer Präzedenzfall?

Bonn, 2.11.2022 - Mar Menor ist eine der größten Salzwasserlagunen in Europa und seit Jahren massiv gefährdet. Der spanische Senat hat nun beschlossen, diesem Ökosystem den Rechtsstatus einer Person zu verleihen. Eine Gruppe von Verwalter*innen wird Mar Menor künftig rechtlich vertreten.

Das Schutzgebiet im Südosten Spaniens, ist durch eine ca. 20 km lange Sandbank vom Mittelmeer getrennt, was sie besonders anfällig für eingeleitete Abwässer aus Kanalisation und Bergbau sowie den Eintrag von Düngemitteln aus der Landwirtschaft macht. Im Jahr 2016 führte schließlich eine Algenblüte dazu, dass 85 % der Vegetation auf dem Meeresgrund abstarben. Dies veranlasste mehr als 640 000 Menschen dazu, eine Kampagne zum Schutz der Lagune zu unterstützen. Nun hat der Senat beschlossen der Lagune den Rechtsstatus einer Person zu verleihen.

Ein großer Erfolg für die spanischen Naturschützer*innen und ein Novum in Europa, was Mar Menor zu einem Präzedenzfall in der EU machen könnte.

Während das juristische Konzept der Rechte der Natur (rights of nature) in Europa mit Mar Menor erstmals Anwendung findet, haben Länder wie z.B. Kolumbien, Indien oder Neuseeland bereits ähnliche oder gar noch weitgreifendere Maßnahmen beschlossen. In Ecuador sind die Rechte der Natur sogar bereits seit 2009 in der Verfassung verankert.

In Deutschland scheint man hiervon auf den ersten Blick noch meilenweit entfernt, wenn man beispielsweise bedenkt, dass es bislang noch nicht einmal gelungen ist, sich auf ein Umweltgesetzbuch auf Bundesebene zu einigen. Auf den zweiten Blick wird allerdings deutlich, dass das Thema auch hierzulande immer mehr Aufmerksamkeit erfährt. So ist in Bayern bereits ein entsprechendes Volksbegehren gestartet mit dem Ziel, die Rechte der Natur in der bayerischen Landesverfassung zu verankern. Weitere Bundesländer befinden sich in der Vorbereitung ähnlicher Initiativen.

Das deutsche Netzwerk Rechte der Natur fungiert als Informations- und Austauschplattform, steht in engem Austausch mit der internationalen Allianz GARN und setzt sich für eine entsprechende Grundgesetzreform in Deutschland ein. 

Diese Entwicklungen sind äußerst positiv zu bewerten, dennoch müsste angesichts des schieren Ausmaßes von Klimakrise und Artensterben eine rasche, weltweite Etablierung erfolgen und den Rechten der Natur bei Klima-, CITES- und CBD-COP (größeres) Gehör geschenkt werden.