Nairobi, 20.11.2023 – Die Welt steuert auf einen Temperaturanstieg zu, der weit über den Grenzen liegt, die das Pariser Klimaschutzabkommen definiert hat - es sei denn, die Länder reduzieren ihre Treibhausgase mehr, als sie es bisher versprochen haben. Das zeigt der 14. Emissions Gap Report, den führende Klimaforscher*innen im Auftrag von UNEP verfasst haben. In ihm werden aktuelle Trends bei der Emission von Treibhausgasen untersucht und potenzielle Lösungen für die Begrenzung der globalen Erderwärmung erforscht.
Dem Bericht zufolge ist die Welt Zeuge einer beunruhigenden Zunahme von Anzahl, Geschwindigkeit und Ausmaß gebrochener Klimarekorde. Bis zum Zeitpunkt der Erstellung des Berichts wurden im Jahr 2023 an 86 Tagen Temperaturen von mehr als 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau gemessen. Der September war nicht nur der wärmste Monat aller Zeiten, sondern übertraf auch den bisherigen Rekord um noch nie dagewesene 0,5°C, mit einer globalen Durchschnittstemperatur von 1,8°C über dem vorindustriellen Niveau. Diese Rekorde wurden begleitet von verheerenden Extremwetterereignissen, die nach den Worten des Weltklimarats (IPCC) nur ein sanfter Anfang dessen sind, was noch kommt.
Der Bericht räumt ein, dass es seit der Unterzeichnung des Pariser Abkommens gewisse politische Fortschritte gegeben hat. 2015 wurde prognostiziert, dass die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 16 Prozent steigen. Heute beträgt der prognostizierte Anstieg nur noch 3 Prozent. Allerdings müssten die prognostizierten Treibhausgasemissionen bis 2030 um 28 Prozent sinken, um die Erderwärmung auf 2°C zu begrenzen, oder um 42 Prozent um unter der Schwelle von 1,5°C zu bleiben.
Wie es momentan steht, würde eine vollständige Umsetzung der nationalen Klimaschutzbeiträge (NDCs), auf die sich die Länder gemäß dem Pariser Abkommen geeinigt haben, den Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert auf 2,9°C über dem vorindustriellen Niveau begrenzen. Selbst wenn die nationalen Klimaschutzbeiträge, die an Bedingungen (z.B. finanzielle Unterstützung) geknüpft sind, vollständig umgesetzt werden, wird die Erderwärmung um 2,5°C steigen.
Dabei sind die aktuellen und historischen Emissionen sehr ungleich innerhalb der Länder und zwischen den Ländern verteilt, was die globalen Muster der Ungleichheit widerspiegelt. Weltweit sind die 10 Prozent der Bevölkerung mit dem höchsten Einkommen für fast die Hälfte (48 Prozent) der Emissionen verantwortlich, während auf die unteren 50 Prozent der Weltbevölkerung nur 12 Prozent der gesamten Emissionen entfallen.
Der Bericht ruft alle Länder dazu auf, umfassende, kohlenstoffarme Entwicklungsprozesse zu beschleunigen. Er unterstreicht, dass sofortige und beispiellose Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels in diesem Jahrzehnt unerlässlich sind und Länder mit größeren Kapazitäten und größerer historischer Verantwortung für Emissionen ambitioniertere nationale Klimaschutzbeiträge (NDCs) leisten müssen. Dies wird jedoch nicht ausreichen, da auf die Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen bereits mehr als zwei Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen entfallen. Aus diesem Grund fordert der UN-Generalsekretär einen Klimasolidaritätspakt, mit dem sich alle großen Emittenten verpflichten, zusätzliche Anstrengungen zu unternehmen, um Emissionen zu reduzieren, und die wohlhabenderen Länder zusätzliche finanzielle und technische Ressourcen bereitstellen, um Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen bei ihrer Transformation zu unterstützen.