In der brasilianischen Amazonasmetropole Belém wird im November 2025 die 30. Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention (COP 30) stattfinden. Das Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V. (FDCL) startete vor diesem Hintergrund die Veröffentlichung einer Serie von Briefing Papers zur brasilianischen Umwelt- und Klimapolitik.
Das erste Briefing des Autors Thomas Fatheuer liefert einen Überblick über Erfolge und Herausforderungen des ersten Jahres der Lula Regierung. Für ihn ist die Wahl des Ortes für die COP 30 ein politisches Signal und hat großen symbolischen Wert. Er betont, dass Amazonien und die tropischen Regenwälder der Welt eine zentrale Rolle in der internationalen Klimapolitik spielen, denn Entwaldung sei ein wichtiger Treiber sowohl der Klimakrise als auch des Biodiversitätsverlustes und bedrohe den Lebensraum indigener Völker und traditionellen Gemeinschaften.
Daher sei es umso bemerkenswerter, dass der brasilianische Präsident, Luiz Inácio Lula da Silva, sich aktiv dafür eingesetzt hat, Belém zum Austragungsort der COP 30 zu bestimmen. An den Amtsantritt von Lula am 1.1.2023 hätten sich enorme internationale Hoffnungen geknüpft. Nicht nur löste er den bekennenden Klimaleugner und rechtsradikalen Bolsonaro ab, er konnte auch auf eindrucksvolle Erfolge in der Reduzierung von Entwaldung in seinen vorangegangen Regierungszeiten (2003 – 2010) verweisen.
Das Briefing konstatiert aber auch einen grundlegenden Widerspruch brasilianischer Klimapolitik:
„Zum einen wird durch die Bekämpfung von Entwaldung eine effektive Reduzierung der brasilianischen CO2-Emissionen und damit eine Erreichung der NDCs möglich und realistisch, zum andern aber gibt es keine politische Strategie, die eine umfassende Transition zu einer Dekarbonisierung der Wirtschaft ins Auge fasst. Dieser Widerspruch korrespondiert mit den Tendenzen der globalen Klimapolitik, die durch ein Anwachsen der erneuerbaren Energie bei gleichzeitiger Steigerung der Förderung von Gas und Öl geprägt ist.
Die Besonderheit Brasiliens liegt in dem hohen Anteil von Entwaldung an den nationalen Emissionen und dem überdurchschnittlich hohen Anteil von erneuerbaren Energien an der nationalen Energiebilanz (…). Etwa 85 % der elektrischen Energie beruhen auf erneuerbaren Quellen. Eine große Rolle spielt dabei die Wasserkraft 62% sowie die Biomasse mit 8%, der Anteil der Windenergie ist auf 12 gestiegen. (Alle Angaben für das Jahr 2022).
Es sind genau diese Besonderheiten, die es der brasilianischen Regierung ermöglicht, sich international als Vorreiter der Klimapolitik zu präsentieren und gleichzeitig die Förderung von Öl und Gas auszubauen.“
Zum FDCL-Briefing zur brasilianischen Umwelt- und Klimapolitik vor der COP 30