21.03.2023 |

Auf dem Weg zu 1.5° C – Der IPCC warnt vor schwerwiegenden Schäden des Klimawandels

Interlaken, 20. März 2023 - Der Weltklimarat (IPCC) hat den Synthesebericht für seinen Sechsten Sachstandsbericht (AR6) während seiner 58. Sitzung vom 13. bis 19. März 2023 verabschiedet. Er liefert düstere Prognosen.

Direkt am Anfang stellt der IPCC klar, dass die Menschheit durch ihre Aktivitäten, vor allem durch die Treibhausgasemissionen, die globale Erwärmung eindeutig verursacht hat. Auch wenn politische und gesetzliche Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels sowie Pläne für Anpassungsmaßnahmen in allen Sektoren und Regionen ausgeweitet wurden, reichen das bisherige Tempo und der Umfang nicht aus. Auch die bisherigen globalen Finanzmittel sind unzureichend, um eine Eindämmung und Anpassung an den Klimawandel überall auf der Welt, insbesondere in den Ländern des globalen Südens, zu erreichen.

Der Weltklimarat hat bereits 2018 mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass die Erderwärmung auf 1.5° C begrenzt werden müsse. Das Ausmaß der Herausforderungen ist fünf Jahre später noch größer geworden. Durch die jahrelange Verbrennung von fossilen Brennstoffen und die nicht nachhaltige Flächennutzung lag die Erwärmung in der Zeitspanne von 2011 bis 2020 bereits um 1,1° C über dem Wert von 1850-1900. Auswirkungen des Klimawandels durch Wetter- und Klimaextreme sind bereits jetzt in allen Regionen der Welt sichtbar. Schäden und Verluste breiten sich aus.

In Zukunft werden die Treibhausgasemissionen zu einer weiteren Erderwärmung führen und die Verluste und Schäden durch den Klimawandel verschärfen. Die Autor*innen des Berichts sind sich sicher, dass die Erwärmung im Laufe des 21. Jahrhunderts 1,5° C übersteigen wird. Damit dieser Fall nicht eintritt, müssten die Emissionen bis 2030 um fast die Hälfte gesenkt werden. Langfristig können unvermeidbare und/oder unumkehrbare Veränderungen nur noch abgeschwächt werden, wenn die globalen Treibhausgasemissionen auf Netto Null begrenzt werden. Ohne eine Verstärkung der politischen Maßnahmen sieht der Bericht bis 2100 eine globale Erwärmung von 3,2° C voraus.

Doch es gibt auch Hoffnung. Dr. Hoesung Lee, Chair des IPCC, stellt in der Pressemeldung zum Synthesebericht fest, dass die Durchsetzung wirksamer und gerechter Klimaschutzmaßnahmen nicht nur die Verluste und Schäden für Natur und Menschen verringerte, sondern auch weitere Vorteile mit sich brächte. Der Synthesebericht zeige, dass wir, wenn wir jetzt handeln, immer noch eine lebenswerte nachhaltige Zukunft für alle sichern können. Dafür braucht es eine klimaresiliente Entwicklung, tiefgreifende, schnelle und nachhaltige Eindämmungsmaßnahmen und die beschleunigte Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen. Finanzmittel müssten um ein Vielfaches erhöht und globale Investitionslücken geschlossen werden. Für Aditi Mukherji, eine der 93 Autor*innen des Berichts, ist dabei die Klimagerechtigkeit von entscheidender Bedeutung, denn diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, sind unverhältnismäßig stark von ihm betroffen. Der Zugang zu Technologie und Wissen sowie die regulatorischen und wirtschaftlichen Instrumente müssen in allen Sektoren und Regionen verbessert werden. Politikbereiche und -ziele müssen aufeinander abgestimmt und die internationale Zusammenarbeit gestärkt werden, um wirksame Klimaschutzmaßnahmen zu ermöglichen.

Der Bericht zeigt der Weltgemeinschaft unmissverständlich auf, welche Szenarien eintreten, wenn keine, ungenügende oder falsche Klimaschutzmaßnahmen getroffen werden. Doch er lässt auch darauf hoffen, dass die Menschheit den Wandel zu einer nachhaltigeren und gerechteren Welt schaffen kann, wenn sie sofort handelt.

Den Synthesebericht und weitere Hintergrundinformationen dazu gibt es hier.

Der IPCC veröffentlichte am 20. März 2023 zunächst die Zusammenfassung des Syntheseberichts für politische Entscheidungsträger*innen. Der vollständige Synthesebericht erscheint in Kürze.