Die Tsunami-Wellen der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise haben viele Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas zeitlich verzögert, dafür aber mit voller Wucht erfasst. Die Rohstoffpreise sind eingebrochen und erholen sich erst langsam, die Nachfrage nach Exportgütern sank massiv. Private Kapitalflüsse in die Entwicklungs- und Schwellenländer sind ebenso zurückgegangen wie die Überweisungen von ArbeitsmigrantInnen in ihre Heimatländer. Die Verschuldungsindikatoren vieler Länder verschlechterten sich – eine neue Schuldenkrise droht. In vielen Entwicklungsländern wachsen die Haushaltslöcher. In Kernbereichen der sozialen Grundversorgung, allen voran Bildung und Gesundheit, sind Mittelkürzungen zu befürchten. Die sozialen Folgen der Krise sind dramatisch: Des Pro-Kopf-Einkommen sinkt, Armut, Arbeitslosigkeit und Hunger nehmen zu. Frauen und Kinder sind davon besonders betroffen.
Die Regierungen haben auf die Krise mit einem bislang einmaligen Gipfelmarathon reagiert. Im Zentrum stand dabei die G20. Sie bescherte mit ihren Beschlüssen dem Internationalen Währungsfonds eine Renaissance. Die Vereinten Nationen entwickelten sich dagegen immer mehr zum Sprachrohr derer, die vom G20-Prozess ausgeschlossen blieben. Durch die Krise ist das Institutionengefüge der globalen Wirtschafts- und Finanzpolitik in Bewegung geraten. Wer am Ende die Gewinner und Verlierer der Reformprozesse sind, ist noch ungewiss.
Die Belange der Menschen in den ärmeren Ländern wurden im bisherigen Krisenmanagement der Regierungen zu wenig berücksichtigt. Notwendig ist daher ein umfassendes Programm gegen die globale Entwicklungskrise, das die Interessen der Menschen in den Entwicklungsländern in den Mittelpunkt stellt und sowohl Schritte zur Bewältigung der akuten Krisenfolgen als auch der langfristigen strukturellen Krisen einschließt. Es umfasst effektive Regeln gegen den Casino-Kapitalismus, Reformen im globalen System der Wirtschafts- und Finanzinstitutionen, zusätzliche Finanzmittel für öko-soziale Entwicklungsprogramme, weltweite Schritte zu einem ökologischen Wohlfahrtsstaat sowie die grundsätzliche Wende hin zu einem ganzheitlichen, rechte basierten Entwicklungsmodell.
Autorinnen und Autoren: Jens Martens und Antje Schultheis
Herausgegeben von GPF Europe und terre des hommes Deutschland
Bonn/Osnabrück, Januar 2010
ISBN: 978-3-941553-00-2