UN-Generalsekretär António Guterres hat am 7. Mai 2025 eine hochrangige Expert*innengruppe zum Thema „Beyond GDP“ eingesetzt. Sie soll Empfehlungen für Indikatoren ausarbeiten, die das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ergänzen oder darüber hinausgehen.
In seinem bahnbrechenden Bericht „Unsere gemeinsame Agenda“ hatte Guterres bereits 2021 gefordert, Fortschrittsindikatoren zu finden, die das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ergänzen. Sein Argument:
„Wir wissen, dass das BIP weder das menschliche Wohlergehen noch die Nachhaltigkeit der Umwelt noch nicht marktbasierte Dienstleistungen, Pflege- und Betreuungsarbeit erfasst. Auch sagt es nichts über die Verteilungsdimensionen der Wirtschaftstätigkeit aus. Absurderweise steigt das BIP, wenn Fischbestände überfischt, Wälder abgeholzt und fossile Brennstoffe genutzt werden. Wir verbuchen die Zerstörung der Natur als Steigerung unseres Wohlstands. Darüber diskutieren wir schon seit Jahrzehnten. Es ist an der Zeit, uns kollektiv auf ergänzende Indikatoren zu verpflichten. Ohne dieses grundlegende Umdenken werden wir die Ziele, die wir uns im Hinblick auf Biodiversität, Umweltverschmutzung und Klimawandel gesteckt haben, nicht erreichen können.“ (Pkt. 38)
Guterres bezog sich damit auch auf die Agenda 2030 und ihre 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben sich darin bereits im Jahr 2015 verpflichtet, „Fortschrittsmaße für nachhaltige Entwicklung zu erarbeiten, die das Bruttoinlandsprodukt ergänzen“ (SDG 17.19).
Beim Zukunftsgipfel der Vereinten Nationen im September 2024 haben sie diese Verpflichtung konkretisiert. Im Ergebnisdokument des Gipfels, dem UN-Zukunftspakt, forderten sie den UN-Generalsekretär auf, eine unabhängige hochrangige Expert*innengruppe einzusetzen, die Empfehlungen für eine begrenzte Anzahl von Indikatoren für nachhaltige Entwicklung ausarbeitet, die das BIP ergänzen und darüber hinausgehen (Action 53). Dies ist nun geschehen.
Gemeinsame Vorsitzende der Expert*innengruppe sind der indische Wirtschaftswissenschaftler Kaushik Basu, ehemaliger Chefökonom der Weltbank, und die renommierte Wirtschaftswissenschaftlerin Nora Lustig, die zur Zeit an der Tulane University in New Orleans tätig ist. Zu den 14 Mitgliedern der Gruppe gehören der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph E. Stiglitz und die Leiterin der OECD-Statistikabteilung Martine Durand. Die Gruppe soll ihre Empfehlungen während der 80. Tagung der UN-Generalversammlung vorlegen, die im September 2025 beginnt.
- Weitere Informationen zur hochrangige Expert*innengruppe gibt es auf der Webseite der UN
- Umfassende Hintergrundinformationen gibt es in dem aktuellen Arbeitspapier von GPF Europe zum Thema „Fortschritt jenseits des BIP“