13.04.2018 | Global Policy Forum

March for Science leistet wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030

Logo March for Science
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von Laura Angresius

Das Unwort des Jahres 2017 „Alternative Fakten“ steht für die Legitimierung nicht belegbarer Aussagen im öffentlichen Diskurs. Emotionen statt Fakten sind in den letzten Jahren vermehrt Diskussionsgegenstand und Grundlage politischer Entscheidungen geworden.

Beim ersten March for Science am 22. April 2017 sind weltweit Tausende Menschen gegen diese Entwicklung auf die Straße gegangen. Sie forderten von der Politik, evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen. Zudem unterstützen sie eine diverse inklusive Wissenschaftsgemeinschaft und haben das Ziel, die Kommunikation zwischen Gesellschaft und Wissenschaft zu stärken. Am Samstag, den 14. April 2018 findet der zweite March for Science statt.

Mit Naturgesetzen kann man nicht verhandelnEin Jahr nach dem Start der Bewegung scheint das breite öffentliche Interesse am Widerstand gegen einen wissenschaftsfeindlichen Diskurs jedoch verflogen. Die Erwartungen an die Teilnahmerinnen-Zahlen der Demonstrationen 2018 sind gedämpft und die Symptome des „postfaktischen Zeitalters“ fast alltäglich.

Dem gilt es entgegenzuwirken, bietet der March for Science doch die Chance, den Beitrag der Wissenschaft zu unserer Lebensqualität in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Dazu zählt auch der unersetzliche Beitrag, den Bildung und Forschung zur Erfüllung der Agenda 2030 leisten. SDG 4 „Bildung für alle“ hebt explizit als unabdinglich heraus, „dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben“. Dazu gehört neben einer fundierten Grund- und Sekundarschulausbildung auch, „den gleichberechtigten Zugang aller Frauen und Männer zu einer erschwinglichen und hochwertigen […] Bildung einschließlich universitärer Bildung“, zu gewährleisten (SDG 4.3).

Neben dem Bildungsaspekt sind innovative Forschungs- und Lösungsansätze außerdem unverzichtbar, um „Nachhaltige und moderne Energie für alle“ (SDG 7) und die „Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen“ (SDG 13) zu erreichen. Auch um Ernährung global zu sichern (SDG 2), ein gesundes Leben für alle zu garantieren (SDG 3), unsere Ozeane (SDG 14) und Landökosysteme zu schützen (SDG 15) sowie nachhaltige Städte und Siedlungen zu bauen (SDG 11), bedarf es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die Lösungsansätze quer zu existierenden Denkmustern erproben. Dabei müssen sie den Freiraum und die Förderung erhalten, die sie benötigen, um an der Transformation unserer Gesellschaft hin zu einem nachhaltigen Lebensstil bestmöglich mitzuwirken.

Für die Wissenschaft - für die DemokratieWissenschaft, wenn sie frei von politischen oder wirtschaftlichen Motiven und Einflüssen ist, liefert die Faktenbasis, auf deren Grundlage rationale Entscheidungen erst möglich werden. Diese eröffnen unterschiedliche Handlungsalternativen, machen Diskussion und Diskurs nicht wahllos. Wissenschaft – dazu gehört auch die Gender-Forschung – ist dabei immer offen für Korrekturen und das Infragestellen von Grundannahmen und steht in direktem Gegensatz zu Fundamentalismen aller Art. Damit ist richtig verstandene Wissenschaftlichkeit ein Grundpfeiler einer funktionierenden, pluralistischen Demokratie. Gesellschaft und Wissenschaft sind wechselseitig dafür verantwortlich, dass sie „den öffentlichen Zugang zu Informationen gewährleisten und Grundfreiheiten schützen“ (16.10). Die Stärkung der Wissenschaft und der Wissensaustausch sind ein wichtiges Umsetzungsmittel der Agenda 2030 (SDG 17). Kräfte, die gegen die Wissenschaft – oder vielmehr die wissenschaftliche Methode – argumentieren und ihren Handlungsspielraum beschneiden wollen, stellen nicht nur eine Gefahr für Meinungs- und Forschungsfreiheit dar, sondern sind auch ein Hindernis bei der Implementation der Agenda 2030.

Am 14. April gibt es in vielen deutschen Städten die Möglichkeit, beim March for Science ein Zeichen für die Freiheit der Wissenschaft und für evidenzbasiertes Handeln in der Politik zu setzen. Mit dabei sind neben klassischen Universitätsstädten wie Münster und Heidelberg zum Beispiel auch die Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Schule Neuruppin, die in ihrer Stadt eine Kundgebung organisieren. In Berlin wird dieses Jahr keine Demonstration stattfinden. Stattdessen gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Initiative kieznerds in Cafés und Kneipen ihrer Nachbarschaft, um dort mit Gästen zu diskutieren. March for Science Germany wird inzwischen von über 1700 Institutionen und Einzelpersonen dabei unterstützt, sich für ein positives Bild der Wissenschaft in der Gesellschaft und verstärkte Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft einzusetzen.

Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer des March for Science leistet durch ihre und seine Beteiligung auch einen Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030. Zur Transformation unserer Gesellschaften hin zu einer nachhaltigen Lebensweise bedarf es „science not silence“.